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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

Hier, ein wenig ьber dem FuЯboden, ist er festgedrьckt, die Arme gestreckt, die Finger gespreizt, die krummen Beine zum Kreis gedreht, und ringsherum Blutspritzer. Bisher war es aber nur Traum.« »Eine andere Hilfe gibt es nicht?« fragte K. lдchelnd. »Ich wьЯte keine«, sagte der Gerichtsdiener. »Und jetzt wird es ja noch дrger, bisher hat er sie nur zu sich getragen, jetzt trдgt er sie, was ich allerdings lдngst erwartet habe, auch zum Untersuchungsrichter.« »Hat denn Ihre Frau gar keine Schuld dabei«, fragte K., er muЯte sich bei dieser Frage bezwingen, so sehr fьhlte auch er jetzt die Eifersucht. »Aber gewiЯ«, sagte der Gerichtsdiener, »sie hat sogar die grцЯte Schuld. Sie hat sich ja an ihn gehдngt. Was ihn betrifft, er lдuft allen Weibern nach. In diesem Hause allein ist er schon aus fьnf Wohnungen, in die er sich eingeschlichen hat, hinausgeworfen worden. Meine Frau ist allerdings die Schцnste im ganzen Haus, und gerade ich darf mich nicht wehren.« »Wenn es sich so verhдlt, dann gibt es allerdings keine Hilfe«, sagte K. »Warum denn nicht?« fragte der Gerichtsdiener. »Man mьЯte den Studenten, der ein Feigling ist, einmal, wenn er meine Frau anrьhren will, so durchprьgeln, daЯ er es niemals mehr wagt. Aber ich darf es nicht, und andere machen mir den Gefallen nicht, denn alle fьrchten seine Macht. Nur ein Mann wie Sie kцnnte es tun.« »Wieso denn ich?« fragte K. erstaunt. »Sie sind doch angeklagt«, sagte der Gerichtsdiener. »Ja«, sagte K. »aber desto mehr mьЯte ich doch fьrchten, daЯ er, wenn auch vielleicht nicht EinfluЯ auf den Ausgang des Prozesses, so doch wahrscheinlich auf die Voruntersuchung hat.« »Ja, gewiЯ«, sagte der Gerichtsdiener, als sei die Ansicht K.s genau so richtig wie seine eigene. »Es werden aber bei uns in der Regel keine aussichtslosen Prozesse gefьhrt.« »Ich bin nicht Ihrer Meinung«, sagte K., »das soll mich aber nicht hindern, gelegentlich den Studenten in Behandlung zu nehmen.« »Ich wдre Ihnen sehr dankbar«, sagte der Gerichtsdiener etwas fцrmlich, er schien eigentlich doch nicht an die Erfьllbarkeit seines hцchsten Wunsches zu glauben. »Es wьrden vielleicht«, fuhr K. fort, »auch noch andere Ihrer Beamten und vielleicht sogar alle das gleiche verdienen.« »Ja, ja«, sagte der Gerichtsdiener, als handle es sich um etwas Selbstverstдndliches. Dann sah er K. mit einem zutraulichen Blick an, wie er es bisher trotz aller Freundlichkeit nicht getan hatte, und fьgte hinzu: »Man rebelliert eben immer.« Aber das Gesprдch schien ihm doch ein wenig unbehaglich geworden zu sein, denn er brach es ab, indem er sagte: »Jetzt muЯ ich mich in der Kanzlei melden. Wollen Sie mitkommen?« »Ich habe dort nichts zu tun«, sagte K. »Sie kцnnen die Kanzleien ansehen. Es wird sich niemand um Sie kьmmern.« »Ist es denn sehenswert?« fragte K. zцgernd, hatte aber groЯe Lust, mitzugehen. »Nun«, sagte der Gerichtsdiener, »ich dachte, es wьrde Sie interessieren.« »Gut«, sagte K. schlieЯlich, »ich gehe mit.« Und er lief schneller als der Gerichtsdiener die Treppe hinauf.
Beim Eintritt wдre er fast hingefallen, denn hinter der Tьr war noch eine Stufe. »Auf das Publikum nimmt man nicht viel Rьcksicht«, sagte er. »Man nimmt ьberhaupt keine Rьcksicht«, sagte der Gerichtsdiener, »sehen Sie nur hier das Wartezimmer.« Es war ein langer Gang, von dem aus roh gezimmerte Tьren zu den einzelnen Abteilungen des Dachbodens fьhrten. Obwohl kein unmittelbarer Lichtzutritt bestand, war es doch nicht vollstдndig dunkel, denn manche Abteilungen hatten gegen den Gang zu statt einheitlicher Bretterwдnde bloЯe, allerdings bis zur Decke reichende Holzgitter, durch die einiges Licht drang und durch die man auch einzelne Beamte sehen konnte, wie sie an Tischen schrieben oder geradezu am Gitter standen und durch die Lьcken die Leute auf dem Gang beobachteten. Es waren, wahrscheinlich weil Sonntag war, nur wenig Leute auf dem Gang. Sie machten einen sehr bescheidenen Eindruck. In fast regelmдЯigen Entfernungen voneinander saЯen sie auf den zwei Reihen langer Holzbдnke, die zu beiden Seiten des Ganges angebracht waren. Alle waren vernachlдssigt angezogen, obwohl die meisten nach dem Gesichtsausdruck, der Haltung, der Barttracht und vielen, kaum sicherzustellenden kleinen Einzelheiten den hцheren Klassen angehцrten. Da keine Kleiderhaken vorhanden waren, hatten sie die Hьte, wahrscheinlich einer dem Beispiel des anderen folgend, unter die Bank gestellt. Als die, welche zunдchst der Tьr saЯen, K. und den Gerichtsdiener erblickten, erhoben sie sich zum GruЯ, da das die Folgenden sahen, glaubten sie auch grьЯen zu mьssen, so daЯ alle beim Vorbeigehen der beiden sich erhoben. Sie standen niemals vollstдndig aufrecht, der Rьcken war geneigt, die Knie geknickt, sie standen wie StraЯenbettler. K. wartete auf den ein wenig hinter ihm gehenden Gerichtsdiener und sagte: »Wie gedemьtigt die sein mьssen.« »Ja«, sagte der Gerichtsdiener, »es sind Angeklagte, alle, die Sie hier sehn, sind Angeklagte.« »Wirklich!« sagte K. »Dann sind es ja meine Kollegen.« Und er wandte sich an den nдchsten, einen groЯen, schlanken, schon fast grauhaarigen Mann. »Worauf warten Sie hier?« fragte K. hцflich. Die unerwartete Ansprache aber machte den Mann verwirrt, was um so peinlicher aussah, da es sich offenbar um einen welterfahrenen Menschen handelte, der anderswo gewiЯ sich zu beherrschen verstand und die Ьberlegenheit, die er sich ьber viele erworben hatte, nicht leicht aufgab. Hier aber wuЯte er auf eine so einfache Frage nicht zu antworten und sah auf die anderen hin, als seien sie verpflichtet, ihm zu helfen, und als kцnne niemand von ihm eine Antwort verlangen, wenn diese Hilfe ausbliebe. Da trat der Gerichtsdiener hinzu und sagte, um den Mann zu beruhigen und aufzumuntern: »Der Herr hier fragt ja nur, worauf Sie warten. Antworten Sie doch.« Die ihm wahrscheinlich bekannte Stimme des Gerichtsdieners wirkte besser: »Ich warte –« begann er und stockte. Offenbar hatte er diesen Anfang gewдhlt, um ganz genau auf die Fragestellung zu antworten, fand aber jetzt die Fortsetzung nicht. Einige der Wartenden hatten sich genдhert und umstanden die Gruppe, der Gerichtsdiener sagte zu ihnen: »Weg, weg, macht den Gang frei.« Sie wichen ein wenig zurьck, aber nicht bis zu ihren frьheren Sitzen. Inzwischen hatte sich der Gefragte gesammelt und antwortete sogar mit einem kleinen Lдcheln: »Ich habe vor einem Monat einige Beweisantrдge in meiner Sache gemacht und warte auf die Erledigung.« »Sie scheinen sich ja viele Mьhe zu geben«, sagte K. »Ja«, sagte der Mann, »es ist ja meine Sache.« »Jeder denkt nicht so wie Sie«, sagte K., »ich zum Beispiel bin auch angeklagt, habe aber, so wahr ich selig werden will, weder einen Beweisantrag gestellt, noch auch sonst irgend etwas Derartiges unternommen. Halten Sie denn das fьr nцtig?« »Ich weiЯ nicht genau«, sagte der Mann wieder in vollstдndiger Unsicherheit; er glaubte offenbar, K. mache mit ihm einen Scherz, deshalb hдtte er wahrscheinlich am liebsten, aus Furcht, irgendeinen neuen Fehler zu machen, seine frьhere Antwort ganz wiederholt, vor K.s ungeduldigem Blick aber sagte er nur: »Was mich betrifft, ich habe Beweisantrдge gestellt.« »Sie glauben wohl nicht, daЯ ich angeklagt bin?« fragte K. »O bitte, gewiЯ«, sagte der Mann, und trat ein wenig zur Seite, aber in der Antwort war nicht Glaube, sondern nur Angst. »Sie glauben mir also nicht?« fragte K. und faЯte ihn, unbewuЯt durch das demьtige Wesen des Mannes aufgefordert, beim Arm, als wolle er ihn zum Glauben zwingen. Aber er wollte ihm nicht Schmerz bereiten, hatte ihn auch nur ganz leicht angegriffen, trotzdem schrie der Mann auf, als habe K. ihn nicht mit zwei Fingern, sondern mit einer glьhenden Zange erfaЯt. Dieses lдcherliche Schreien machte ihn K. endgьltig ьberdrьssig; glaubte man ihm nicht, daЯ er angeklagt war, so war es desto besser; vielleicht hielt er ihn sogar fьr einen Richter. Und er faЯte ihn nun zum Abschied wirklich fester, stieЯ ihn auf die Bank zurьck und ging weiter. »Die meisten Angeklagten sind so empfindlich«, sagte der Gerichtsdiener. Hinter ihnen sammelten sich jetzt fast alle Wartenden um den Mann, der schon zu schreien aufgehцrt hatte, und schienen ihn ьber den Zwischenfall genau auszufragen. K. entgegen kam jetzt ein Wдchter, der hauptsдchlich an einem Sдbel kenntlich war, dessen Scheide, wenigstens der Farbe nach, aus Aluminium bestand. K. staunte darьber und griff sogar mit der Hand hin. Der Wдchter, der wegen des Schreiens gekommen war, fragte nach dem Vorgefallenen. Der Gerichtsdiener suchte ihn mit einigen Worten zu beruhigen, aber der Wдchter erklдrte, doch noch selbst nachsehen zu mьssen, salutierte und ging weiter mit sehr eiligen, aber sehr kurzen, wahrscheinlich durch Gicht abgemessenen Schritten.
K. kьmmerte sich nicht lange um ihn und die Gesellschaft auf dem Gang, besonders da er etwa in der Hдlfte des Ganges die Mцglichkeit sah, rechts durch eine tьrlose Цffnung einzubiegen. Er verstдndigte sich mit dem Gerichtsdiener darьber, ob das der richtige Weg sei, der Gerichtsdiener nickte, und K. bog nun wirklich dort ein. Es war ihm lдstig, daЯ er immer einen oder zwei Schritte vor dem Gerichtsdiener gehen muЯte, es konnte wenigstens an diesem Ort den Anschein haben, als ob er verhaftet vorgefьhrt werde. Er wartete also цfters auf den Gerichtsdiener, aber dieser blieb gleich wieder zurьck. SchlieЯlich sagte K., um seinem Unbehagen ein Ende zu machen: »Nun habe ich gesehen, wie es hier aussieht, ich will jetzt weggehen.« »Sie haben noch nicht alles gesehen«, sagte der Gerichtsdiener vollstдndig unverfдnglich. »Ich will nicht alles sehen«, sagte K., der sich ьbrigens wirklich mьde fьhlte, »ich will gehen, wie kommt man zum Ausgang?« »Sie haben sich doch nicht schon verirrt?« fragte der Gerichtsdiener erstaunt, »Sie gehen hier bis zur Ecke und dann rechts den Gang hinunter geradeaus zur Tьr.
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